Die Methode des User Story Mappings soll den am Prozess der Softwareerstellung beteiligten Personen helfen, für den Anwender hilfreiche Software zu erstellen und dabei den Überblick über das große Ganze zu behalten. Wie wird nun ein solches User Story Mapping durchgeführt?
Im ersten Teil dieser kleinen Artikelreihe habe ich beschrieben, wie die vorgestellte Methode dabei unterstützen möchte, nützliche Software zu erstellen. In diesem Artikel zeige ich, wie das Mapping praktisch durchgeführt wird. Dabei gehe ich auf die Erstellung der zweidimensionalen Landkarte ein und erläutere, wie Versionen damit geplant werden können.
Beim User Story Mapping geht es darum, einander Geschichten aus Nutzersicht zu erzählen und diese in einem Erzählfluss auf Karten sinnvoll anzuordnen. Hierbei kommt es darauf an, wirklich von Angesicht zu Angesicht miteinander zu sprechen – schließlich geht es hier immer um eine »Story«. Das eigentliche Format einer Story ist hierbei zweitrangig. Es sollten jene Personen das User Story Mapping durchführen, die später auch an die Umsetzung beteiligt sind.
Damit die Beteiligten das große Ganze im Blick haben, konzentrieren sie sich bei der Erzählung zunächst darauf, die Geschichte in der Breite zu erzählen und erst später in die Tiefe der Details einzusteigen. Es geht im ersten Schritt darum, die ganze Geschichte zu erzählen und sich nicht in Details zu verlieren.
Im Laufe dieser ersten Erzählung ordnen die Teilnehmer die Karten ganz natürlich an: Die Erzählung beginnt links und sie schreitet nach rechts fort, bis sie abgeschlossen ist. Diese Darstellung erinnert an das wandelnde Skelett von Alistair Cockburn. Hier sehen die Teilnehmer nun das Rückgrat dieses Skeletts.
Alle Teilnehmer haben nun durch diesen ersten Schritt ein Verständnis davon, wie die Software von Anfang bis Ende benutzt wird und wie sie dem Anwender hilft. Jetzt wird die Erzählung mit detaillierteren User Storys ausgeschmückt, die unter das Rückgrat gehängt werden. Hier wird nun der Erzählfluss verlassen und die Teilnehmer ergänzen die Landkarte der User Storys an passender Stelle. So wächst die Landkarte der User Storys nach unten und alle Anwesenden können sehen, wie sehr sie in die Tiefe gehen.
Während der vielen Unterhaltungen, die nun stattfinden, fällt den Teilnehmern vielleicht auf, das bestimmte Storys in irgendeiner Form zusammengehören. Diese thematisch zusammengehörende Storys werden zu Aktivitäten zusammengefasst. Die Aktivitäten werden auf Karten über dem Rückgrat dargestellt. Sie gliedern die Erzählung in größere Abschnitte.
Die so entstandene Landkarte kann nun verwendet werden, um Versionen zu planen.
Ähnlich einem eindimensionalen Backlog können sich die Teilnehmer nun darüber unterhalten, welche Storys aus ihrer Sicht wichtig sind, um dem Nutzer beim Lösen seiner Probleme zu helfen. Diese Karten werden dann unter den jeweiligen Aktivitäten höher gehängt – Wichtiges hängt oben, weniger Wichtiges unten. Und Unwichtiges wird hoffentlich entfernt und gar nicht erst für die Umsetzung vorgesehen.
Um nun Versionen zu planen, ziehen die Teilnehmer horizontale Linien durch die Landkarte und teilen sie so in Versionsbänder auf.
Damit dabei jeweils eine Version entsteht, die für den Anwender sinnvoll ist, ordnen die Teilnehmer die Karten in den Versionsbändern über den gesamten Erzählfluss sinnvoll an. Hierbei wird es mit Sicherheit angeregte Diskussionen darüber geben, welche Storys sinnvollerweise gemeinsam in einer Version umgesetzt werden, da sie einzeln nicht für den Anwender hilfreich sind.
Mit der Zeit entsteht so eine Landkarte von User Storys, die von Versionsbändern durchzogen ist, und sinnvoll geschnittene Versionen darstellt. Die Versionen ergeben aus Anwendersicht Sinn und die an der Umsetzung Beteiligten verstehen (zumindest jetzt) den Zusammenhang der einzelnen User Storys. Wenn diesen an der Umsetzung beteiligten Personen später etwas unklar ist, können sie stets auf diese Landkarte von User Storys zurückgreifen.
Im ersten Teil der Artikelreihe haben wir die Methode »User Story Mapping« kennengelernt. Dieser Artikel erläutert, wie ein solches Mapping praktisch von beteiligten Personen durchgeführt wird. Dabei bin ich auch darauf eingegangen, wie mit dieser Methode sinnvoll Versionen geschnitten werden können. Im nächsten Teil dieser kleinen Serie werde ich »best practices« zum User Story Mapping beschreiben.