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Neues in Perl 5.32

22.07.2020 // Renée Bäcker

Vor etwas mehr als einem Monat hat Sawyer X eine neue Version von Perl 5 veröffentlicht: Perl 5.32. Wie schon in den Versionen davor gibt es wieder einige nützliche Features, die hinzugekommen sind.

Diese werde ich in den folgenden Abschnitten etwas näher erläutern.

Der isa-Operator

Wenn man wissen möchte, ob ein Objekt das Objekt einer bestimmten Klasse ist, war das bisher umständlich. Eine Möglichkeit ist, mit Scalar::Utils’-Funktion blessed und der universellen Methode isa zu arbeiten:

use v5.10;

use strict;
use warnings;

use Scalar::Util qw(blessed);
use HTTP::Tiny;

my $ua = HTTP::Tiny->new;
say blessed($ua) && $ua->isa('HTTP::Tiny');

Warum das blessed? Weil es sein könnte, dass in $c irgendetwas drinsteckt. Es muss ja kein Objekt sein. Und wenn es eine einfache Arrayreferenz wäre, dann käme ohne das blessed eine Fehlermeldung:

Can't call method "isa" on unblessed reference at blessed_and_isa.pl ....

Eine weitere – unschönere Möglichkeit – wäre es, mit ref zu arbeiten:

use v5.10;
use strict;
use warnings;

use HTTP::Tiny;
my $ua = HTTP::Tiny->new;

say ref( $ua ) eq 'HTTP::Tiny';

Das berücksichtigt keine Vererbung.

Mit dem neuen Infix-Operator isa ist diese Prüfung auf elegante Art und Weise möglich:

use v5.32;

use strict;
use warnings;

use feature 'isa';
no warnings 'experimental::isa';

use HTTP::Tiny;
my $ua = HTTP::Tiny->new;

say $ua isa HTTP::Tiny;

Noch ist das Feature als experimentelles Feature umgesetzt und dementsprechend muss man das Feature einschalten und dann die Warnung dazu ausschalten. Aber es vereinfacht die Abfrage, ob ein Objekt zu einer Klasse gehört oder nicht.

Auf der rechten Seite von isa kann übrigens auch ein String oder eine Variable stehen:

say $ua isa "HTTP::Tiny";
# oder
my $class = 'HTTP::Tiny';
say $ua isa $class;

Wenn sich nichts an dem Feature ändert, wird es in der Version 5.36 seinen experimentellen Status verlieren.

Verkettete Vergleiche

Endlich! möchte man rufen und den Perl-Entwicklern danken, denn endlich sind verkette Vergleiche möglich. Jedenfalls mit einigen Operatoren und wenn sie die gleiche Vorrangigkeit haben. So kann man z.B. wesentlich einfacher und lesbarer prüfen, ob eine Zahl zwischen zwei Werten ist:

use v5.10;

use strict;
use warnings;

my $zahl = 3;

if ( 1 < $zahl < 10) {
    say "Zahl zwischen 1 und 10"
}

Auch mit den String-Vergleichen und einem Misch-Masch funktioniert das:

$ perl -E 'my $str = "b"; say 1 if "a" lt $str lt "z";'
1
$ perl -E 'my $str = "d"; say 1 if "a" lt $str gt "c";'
1
$ perl -E 'my $str = "b"; say 1 if "a" lt $str gt "c";'
$ perl -E 'my $str = "d"; say 1 if "a" lt $str >= 0;'
1
$ perl -E 'my $str = "3d"; say 1 if "a" lt $str >= 0;'
$ perl -E 'my $str = "3d"; say 1 if "a" gt $str >= 0;'
1
$ perl -E 'my $str = "3d"; say 1 if "a" gt $str >= 10;'
$ perl -E 'my $str = "30d"; say 1 if "a" gt $str >= 10;'
1

Unicode in regulären Ausdrücken

Mit Perl 5.32 wird Unicode 13.0 ausgeliefert. Diese Version enthält 4 neue Skripte (u.a. jesidisch) und etliche neue Emoticons. Das macht insgesamt 5.930 neue Zeichen in Unicode.

Auch die Unterstützung von Unicode wurde verbessert. So können in Regulären Ausdrücken neben den bekannten \N{...} Ausdrücken auch in \p{...} die Namen der Zeichen verwendet werden:

use v5.32;

use strict;
use warnings;

my $string = "A";

if ( $string =~ m/^\p{na=LATIN CAPITAL LETTER A}$/) {
    say "yupp, ist 'A'"
}

Besonders interessant wird es, wenn man hier Variableninterpolation nutzt:

my $string = "A";

for my $wanted ( 'SMALL', 'CAPITAL') {
    if ( $string =~ m/^\p{na=LATIN $wanted LETTER A}$/) {
        say $wanted;
    }
}

Das funktioniert mit \N{...} nicht.

Das ganze kann man auch weiter treiben mit den Subpatterns (was allerdings schon seit Perl 5.30 geht):

no warnings 'experimental::uniprop_wildcards';

my @strings = (
    "\N{GRINNING FACE}",
    "\N{GRINNING FACE WITH SMILING EYES}",
    "\N{KISSING FACE}",
);

for my $string ( @strings ) {
    if ( $string =~ m!^\p{na=/(GRINNING|SMILING) FACE/}$!) {
        say "It's a grinning or smiling face";
    }
}

Sicherheitslücken geschlossen

Es wurden drei Sicherheitslücken geschlossen:

Alle drei Sicherheit betreffen Reguläre Ausdrücke. In der Regel ist man davon aber nur betroffen, wenn man ungeprüft Reguläre Ausdrücke von anderen ausführt.

Etliche Module aktualisiert

Der Perl-Core liefert viele Module mit. Viele dieser Module werden aber parallel dazu auch auf CPAN veröffentlicht, so dass man auch in älteren Perl-Versionen die verbesserten Module nutzen kann.

Eine Vielzahl dieser Module wurden im Perl-Core auch aktualisiert. Dies sind z.B.

  • Encode
  • Time::Piece
  • Unicode::Normalize
  • threads

Dokumentation zur Funktion open überarbeitet

Die Perl-Dokumentation ist sehr umfangreich, aber auch dort gibt es unmodernen Perl-Code und manchmal sind Zusammenhänge nicht ausführlich beschrieben.

Die Funktion open ist essentiell in Perl. Die Dokumentation dazu wurde von Jason McIntosh im Zuge eines Grants der Perl-Foundation umgeschrieben. Im gleichen Zug wurde auch die Dokumentation perlopentut – das etliche Code-Schnipsel für open enthält – erweitert.

Perl wird auf Github entwickelt

Ok, das ist keine Weiterentwicklung der Sprache an sich, aber ich sehe das dennoch als gute Sache – es wird für die Community einfacher, sich an der Enwicklung zu beteiligen.

Einen GitHub-Account haben viele, so dass die Beteiligung deutlich einfacher ist. Viele sind auch eher auf GitHub unterwegs als dass sie auf rt.cpan.org geschaut haben. So bekommt man als interessierte Person Diskussionen in den Tickets besser mit.

Durch den Umstieg können auch die GitHub-Actions genutzt werden, so dass die Commits gleich in mehreren Konfigurationen getestet werden können.

Wer die neuen Features wie den isa-Operator ausprobieren möchte, dem kann ich perlbanjo.com empfehlen. Einfach die einzelnen Code-Snippets dorthin kopieren und laufen lassen.

Eine ausführlichere Liste der Änderungen – z.B. mit der Liste der aktualisierten Module – ist wie immer in den perldelta - what is new for perl v5.32.0 - Perldoc Browser zu finden.

Noch Fragen? Dann am besten eine Mail an uns schicken oder uns auf Twitter kontaktieren.


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